Informationen zur Geschichte der Ev. Kirche Bad Salzhausen
Die Anfänge reichen über 180 Jahre zurück. Im Jahre 1828 begann der frisch ernannte Gießener Chemieprofessor Justus von Liebig im Kurort Salzhausen mit dem Bau einer Bittersalzfabrik zu Forschungszwecken. Er beabsichtigte den Nutzen der Salzhäuser Sole für kommerzielle und medizinische Zwecke zu erforschen. Wirtschaftliche Schwierigkeiten führten aber schon nach drei Jahren zur Einstellung der Arbeiten.
Seit 1831 stand das als ‚Liebighaus’ bekannte Gebäude unbenutzt da und diente gelegentlich als Abstellraum und später als Feuerwehrremise. Die Einstellung der Forschungstätigkeiten Liebigs tat der Attraktivität des Kurorts aber keinen Abbruch, im Gegenteil, die Zahl der Gäste stieg ständig an. Immer mehr herz- und rheumakranke Menschen suchten Bad Salzhausen auf, um ihre angegriffenen und geschwächten Körper durch Heilbäder zu stärken. Sie zogen die hiesige stille Abgeschiedenheit und Ruhe der Geschäftigkeit des größeren Bad Nauheim vor.
Wie wir nicht erst seit unseren Tagen wissen, ist eine gelungene Erholung bzw. Genesung eine ganzheitliche, d.h. sie sollte sich nicht auf den Körper beschränken, sondern auch die geistige, psychische und die geistliche Dimension einschließen.
Auf Anregung des Ober-Widdersheimer Dekans Brill fanden deshalb ab 1913 regelmäßig Kurgottesdienste während der Badezeit statt, die zunächst von den Pfarrern der Umgebung und später von den Niddaer Pfarrern gehalten wurden, da der Kurort bis 1974 zur Kirchengemeinde Nidda gehörte. Die Gottesdienste fanden bei den Gästen großen Zuspruch. So entstand der Gedanke, dafür einen eigenen Raum einzurichten.
1934 wurde die im westlichen Teil des Liebighauses errichtete kleine evangelische Kapelle eingeweiht. Sie stand auch der katholischen Kirche zur Nutzung offen. In dem Zusammenhang wurden auch die vier Fenster mit den Wappen der vier Männer eingefügt, die sich in besonderer Weise Verdienste um Bad Salzhausen erworben hatten. Das erste Wappen mit der goldenen Rose in Rot steht für Ludewig Knott, dem ersten Besitzer der Salzhäuser Sole, das zweite für den Amtmann Roland Krug.
Es zeigt einen Stern aus dem Stadtwappen und der Grafschaft Niddas, der mit einem Krug belegt ist.
Das dritte Wappen mit einem silbernen Löwen in blau steht für den Erbauer der großen Salinenanlage Hofkammerrat Johann Wilhelm Langsdorff. Das vierte Wappen zeigt einen silbernen Schrägbalken, der mit Eichenlaub belegt ist. Es ist das Wappen für Justus von Liebig. Beim Umbau in eine Kirche wurden die Fenster mit den Wappen dann in den ersten Stock verlegt.
Im Laufe der Zeit wurde die Kapelle zu klein. Die Luft in dem überfüllten Raum muss sehr schlecht und gesundheitsgefährdend für die herzkranken Menschen gewesen sein. So überlegte man in den 50er Jahren den Neubau einer gemeinsamen Kirche für beide Konfessionen an einer anderen Stelle, doch es kam zu keiner Einigung. Schließlich kaufte die evangelische Kirche 1967 das gesamte Liebighaus inklusive Grundstück vom Staat. Seitdem ist es im evangelischen Besitz, wird aber auch von der katholischen Kirche für Gottesdienste genutzt. Nachdem der nördliche Teil des Gebäudes, der bis dahin als Wohnraum diente, geräumt war, konnte man mit den Umbaumaßnahmen beginnen. Die Kosten wurden damals mit 300.000,- DM veranschlagt.
Äußerlich sollte sich wenig ändern, jedoch wollte man den Innenraum auf 250 Sitzplätze verdoppeln. Schon 1964 war das alte Harmonium durch eine Orgel ersetzt worden. Die kleine Glocke der alten Kapelle, ruft auch heute noch die Menschen zur Andacht und zum Gottesdienst.
Nach dem Umbau war die Funktionsfähigkeit der Kirche zwar hergestellt, doch das Erscheinungsbild des Gebäudes insbesondere der Innenraum war wohl mehr als deprimierend. So schildert der frühere Pfarrer W. Strakeljahn seinen ersten Eindruck vor seinem Dienstantritt in der neuen Pfarrstelle in Bad Salzhausen: „Ich betrat das Kirchengebäude zum ersten Mal anlässlich meiner sogenannten Probepredigt im Frühjahr 1975. ..... Von allen Menschen nahm ich einen guten Eindruck mit. Der Kirchbau, besonders der Kirchsaal beeindruckte mich auch – aber durch seine Scheußlichkeit und Seelenlosigkeit.“ Es folgt dann eine eingehende Beschreibung der damaligen Örtlichkeiten, die kein gutes Bild dieses Kirchbaus zeichnen. Viele Gäste, die das Gebäude von früher her kannten, haben später den ersten Eindruck von Pfarrer Strakeljahn bestätigt.
Im Laufe seiner Amtszeit versuchte er zunächst durch kleinere Veränderungen den Charakter und das Erscheinungsbild des Gebäudes zu verändern, merkte aber schon bald, dass dies nur sehr begrenzt möglich war und den negativen Gesamteindruck nicht grundsätzlich revidieren konnte.
Mit seinem Amtsantritt 1974 war Salzhausen der benachbarten Kirchengemeinde Geiß-Nidda angegliedert worden. Der Kirchenvorstand unterstützte das Anliegen des Pfarrers und so machte man sich daran, die Kirchenverwaltung in Darmstadt von der Notwendigkeit eines größeren Umbaus zu überzeugen. Dieser wurde nach langen Verhandlungen schließlich genehmigt, und nachdem man verschiedene Entwürfe erörtert hatte, begannen 1992 die unfangreichen Baumaßnahmen, zu denen auch der Anbau mit einem Veranstaltungsraum für die Kurseelsorge gehörte. Sie waren 1993 beendet.
1997 errichtete die ev. Kirchengemeinde im oberen Stockwerk das Büro der Kur- u. Klinikseelsorge. Auf diese Weise wurde der Raum mit den vier Wappenfenstern, der bis dahin lediglich als Abstellraum gedient hatte, wieder als öffentlicher Raum zugänglich gemacht.
Aufgrund von Sparmaßnahmen hat die Kirchenleitung die Kurseelsorgestelle nach der Pensionierung unserer Kurseelsorgerin Frau Lora Herrmann im Jahr 2004 nicht mehr besetzt.
Im Jahr 1999 erfolgte ein neuer Innenanstrich und die Erneuerung der Verstärkeranlage, die nun auch mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet ist.
2004 wurde die Orgel neu intoniert. Sie bekam ein völlig neues Klangbild, das sich an den weichen Klangfarben der Barockzeit orientiert und deshalb inzwischen auch gerne als Konzertorgel genutzt wird.
Das große Glasfenster hinter dem Altar wurde 1994 eingebaut. Es stammt von dem Künstler Diether F. Domes aus Langenargen/Bodensee, der in Nidda aufgewachsen ist. In diesem Bild hat der Künstler versucht, die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens zum Ausdruck zu bringen.
Wie zu sehen ist, spielen die Farben eine dominierende Rolle.
So steht die Farbe braun für die Erde und die Schöpfung, die dünne schwarze Linie für den Tod, der alle Schöpfung begrenzt und uns an unsere Endlichkeit erinnert.
Die scharfen Ecken und Kanten erinnern uns daran, wie oft unser Leben durch Brüche und Umbrüche bestimmt wird.
Die schwarze Linie wird in der Mitte durch eine mächtige bunte Fontäne durchbrochen. Dabei erinnert uns die Farbe gelb an das Licht und die Sonne, die für das Licht der Auferstehung Jesu steht, die Farbe rot bringen wir mit der Liebe in Verbindung. Sie ist aber auch die Farbe des Blutes, das im Alten Testament als Träger des pulsierenden Lebensstroms beschrieben ist.
Die Farbe blau steht für das Wasser und erinnert uns einerseits an die Heilquellen dieses Ortes, die seit vielen Jahren von Menschen aufgesucht werden, um Heilung und gesundheitliche Stärkung zu erfahren.
Sie erinnert uns aber auch an die Taufe, durch die wir einerseits in die weltweite Gemeinschaft der Christen aufgenommen werden und wir andererseits durch dieses Sakrament unsere Zugehörigkeit zu Gott, die Gewissheit seiner gnädigen Zuwendung und Vergebung (=Reinigung von Sünden) nicht nur hören, sondern auch sinnlich erfahren und spüren können.
Die Form der Fontäne erinnert uns an das Kreuz, jenem Symbol, das für das Leiden und Sterben Jesu Christi steht, damit nichts und niemand uns mehr von Gott trennen kann.